Drag Queen
Drag Queens sind nicht nur auf dem Christopher Street Day ein optisches Highlight. Auch auf der Reeperbahn in Shows oder Filmen sind sie nicht mehr wegzudenken. Viele Menschen wissen gar nicht, was hinter der Geschichte der Drag Queens steckt.
Was bedeutet Drag Queen?
Eine Drag Queen ist ein Mann, der auf eine besondere Art und Weise das Aussehen sowie das Verhalten einer Frau darstellt. Viele Drag Queens tragen ein kunstvolles Makeup, glitzerndes Kleid, hochhackige Schuhe und eine bunte Perücke. Wenn du dir beim Anblick einer derart schillernden Erscheinung die Frage stellst: „Ist er schwul?“, liegst du in den meisten Fällen richtig. Der Begriff „drag“ wird seit anderthalb Jahrzehnten in der deutschen Homo-Szene verwendet.
Es handelt sich um die englische Abkürzung für „Dressed Resembling A Girl“ (auf Deutsch: angezogen nach Art eines Mädchens). Der Begriff drag bedeutet ins Deutsche übersetzt aber auch „schleppen“. Das könnte ein Hinweis auf eine Schleppe sein, die bei glamourösen Kleidern angebracht sind. Es geht bei vielen Drag Queens aber nicht ausschließlich um Modetrends oder einen glamourösen Auftritt.
Sie wollen ein sozialpolitisches Statement setzen und der Gesellschaft zeigen, dass es neben dem Mann-Frau Geschlechtersystem auch noch ein drittes Geschlecht gibt. Aus diesem Grund gelten die schrillen Queens als Symbol im Bereich der Homosexuellenbewegung.
Geschichte / Historisches
Die Geschichte der Drag Queens begann in den 1880er Jahren. Der erste Mann, der sich selbstbewusst als Queen of Drag bezeichnet hat, war William Dorsey Swann. Er lebte in den USA und war ein ehemaliger Sklave. Da er legendäre Drag-Bälle mitten in Washington DC veranstaltete, wurde er festgenommen und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Auf seinen Partys trugen die Gäste Kleider, Perücken und Stöckelschuhe.
Nach den damaligen Modetrends trugen die Männer vor allem Kleider aus Satin oder Seide. Es handelte sich vor allem um afroamerikanische Männer, die bereits polizeibekannt waren, da sie gleichgeschlechtlichen Sex hatten. Swann hatte seine speziellen Partys ins Leben gerufen, um zusammen mit Gleichgesinnten den Moment der Freiheit zu erleben. Die Gäste sollten sich gegenseitig wertschätzen und unterstützen. Auch heute sind Drag Queens vor allem in der Schwulenszene zu finden.
Die fünf bekanntesten Drag Queens
In der heutigen Zeit gibt es viele Drag Queens. Zu den bekanntesten schillernden Persönlichkeiten gehören:
- Olivia Jones (Oliver Knöbel)
- Gordy Blanche (Reiner Kohler)
- Marry Morgan (Georg Preuße)
- Nina Queer (Daniel Wegscheider)
- Conchita Wurst (Thomas Tom Neuwirth)
Die österreichische Kunstfigur Conchita Wurst erlangte 2014 in Kopenhagen durch den Titel „Rise like a Phoenix“ den Sieg des 59. Eurovision Song Contests. Der Travestiekünstler und Sänger musste im Vorfeld viel Kritik einstecken. Weltweit wurden negative Stimmen laut, die sich gezielt gegen den Auftritt der Diva mit Bart richteten. Trotz aller Widrigkeiten schaffte es der Künstler auf den ersten Platz. Der ESC wurde live von circa 180 Millionen verfolgt.
Auch Oliver Knöbel konnte als Drag Queen Oliva Jones einen großen Erfolg verbuchen. Seinen Durchbruch hatte er 1997 in Miami bei einem internationalen Drag Queen Contest. Er wurde als „Miss Drag Queen of the world“ gekürt. Olivia Jones setzte sich gegen eine Vielzahl an Mitbewerber durch. Inzwischen ist die Kultfigur im Fernsehen nicht mehr wegzudenken. Er nahm erfolgreich an Sendungen wie Big Brother, Frauentausch, Das perfekte Promi Diner, Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!, Promi Big Brother und vieles andere teil.
Besondere Modetrends
Drag Queens sind häufig Personen, die eine männliche Identität haben. Sie legen sich eine übertrieben bunte und schrille Kleidung an, die nach dem heterosexuellen Standard generell für das andere Geschlecht vorgesehen wäre. Die lesbische Version wird als Drag Kings bezeichnet. Früher wurden Drag Queens als Transvestiten bezeichnet. Zur klassischen Travestie gehören Pailletten, aufwendige Kostüme, buntes Makeup und Federn.
Sowohl Drag Queens als auch Transvestiten sind nicht transgender. Es sind eine Art männliche Travestiekünstler, die auf eine kunstvolle Art und Weise eine Frau darstellen. Das heißt aber nicht, dass sie sich auch als Frau identifizieren. Unter Trans werden Menschen bezeichnet, die nicht dem binären System zugeordnet werden müssen.
Es muss klar zwischen Transsexualität und Transgender unterschieden werden. Sie fühlen sich nicht dem Geschlecht zugehörig, welches Ihnen nach der Geburt zugeordnet wurde. Ein Transgender strebt in der Regel nicht einer operativen Geschlechtsangleichung an. Der größte Wunsch von Transsexuellen ist dagegen, dass eine hormonelle oder operative Behandlung angestrebt wird. Sie möchten das gelebte Geschlecht auch körperlich annehmen.
Außergewöhnliche Kunstfiguren
Viele Drag Queens verkleiden sich aus Spaß und möchten andere Menschen unterhalten. Häufig dient die Umwandlung aber auch der Selbstverwirklichung. Die Geschlechternorm wird durch ein übertriebenes Makeup und bunte Modetrends drastisch überzeichnet. Sie stellen die Norm spielerisch in Frage.